Kurkuma – wie gesund ist der Gelbe Ingwer?

Kurkuma - Wie gesund ist der gelbe Ingwer?

Vorwort

Die Kurkumapflanze hat in den letzten Jahren einen wahren Siegeszug angetreten und das nicht nur aufgrund ihrer aromatischen Eigenschaften in der indischen Küche. Mehr und mehr treten ihre pharmakologischen Wirkungen in den Vordergrund. Die ihr zugeschriebenen positiven Effekte auf unsere Gesundheit sind zahlreich und werden von der Super-Food- über die Nahrungsergänzungsmittelbranche bis zur Naturkosmetik gerne und vielverheißend eingesetzt. Wann immer einem Wirkstoff jedoch der unbescheidene Ruf eines Allheilmittels vorauseilt, sollte ein wenig Vorsicht geboten sein. Fundierte Informationen mit wissenschaftlichem Hintergrund sind der sicherere Weg, um für sich und die eigene Gesundheit zu einem validen Bewertungsansatz zu kommen. Das Interesse an Kurkuma ist nicht nur seitens der Verbraucher groß. Das zeigen die Anfang 2022 fast 19.000 Publikationen unter dem Stichwort ‘Kurkuma’ in der öffentlich zugänglichen medizinischen Literaturdatenbank PubMed.(1)

Was ist Kurkuma denn nun – ein leckeres Gewürz oder doch eine Arznei? Schauen wir einmal genauer hin.

Die Pflanze Kurkuma (Curcuma longa)

Alternative Bezeichnungen: Gelber Ingwer, Safranwurz(el), Gelbwurz(el), Gilbwurz(el) oder Curcuma

Die Heimat der Kurkuma ist Südostasien und botanisch betrachtet zählen wir den bis zu einem Meter hoch wachsenden, krautigen Strauch zu den Ingwergewächsen (Kurkuma longa). Die Blätter sind länglich und ihre gelbe Blüte wird gesäumt von attraktiven weiß- bis rosafarbenen Langblättern. Rein äußerlich ähnelt ihr Wurzelstock dem Rhizom des bei uns doch deutlich bekannteren Ingwer sehr.

Wird die Knolle aber aufgeschnitten, zeigt sich im Inneren ihre charakteristische gelbe Farbe, die von ihrem Inhaltsstoff Curcumin stammt. Diese hat ihr auch den Namen Gelbwurz oder gelber Ingwer gegeben. Auch als indischer Safran, chinesische Wurzel oder „Gewürz des Lebens“ wird sie bezeichnet.

Kurkuma – die Vielseitige

In Indien und China ist sie seit 5000 Jahren als Gewürz- und Heilpflanze bekannt. Sie zählt dort zu den „heißen“ Gewürzen, die für den Menschen eine reinigende und energiespendende Wirkung haben sollen. In der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) und dem asiatischen Ayurveda ist sie ein von jeher eingesetzter und anerkannter Wirkstoff. In seiner Wiege Indien findet die Heilkunst des Ayurveda breite Anerkennung in der Wissenschaft und wird dort an Universitäten gelehrt. Der frisch geriebene Kurkumawurzelstock (das Rhizom) wird pur oder mit Öl bei Hautfunktionsstörungen (Neurodermitis, Akne) sowohl äußerlich als auch innerlich angewandt.

Als Farbstoff (E100) wird die gemahlene Wurzel mit ihrer intensiven Färbekraft ebenfalls verwendet und ist bei uns unter anderem in Senf und Marmeladen, Wurst und Margarine enthalten. Bei der Zubereitung zu Hause in der Küche empfiehlt es sich, zum Schutz der Hände vor hartnäckiger Gelbfärbung Handschuhe zu tragen. Freie Radikale liegen als hochreaktive Molekülfragmente vor, die infolge von Stoffwechselvorgängen entstehen und auf ihrer Reise durch den Körper andere Moleküle, die für eine gesunde Zellfunktion verantwortlich sind, schädigen.

Während Gewürz und Farbstoff als Bestandteil des indischen Currys bereits im Mittelalter über die Seidenstraße zu uns nach Europa kamen, werden die heilungsunterstützenden Eigenschaften der Kurkumapflanze medizinisch erst seit den Neunziger Jahren, also vergleichsweise kurze Zeit, genutzt.

Die Inhaltsstoffe von Kurkuma

Das gemahlene Kurkumapulver enthält etwa 5 % Kurkuminoide, standardisiert auf Curcumin, das als primär biologisch aktiver Inhaltsstoff gilt und zu den wissenschaftlich gut beschriebenen Polyphenolen zählt.

Exkurs Polyphenole:

Polyphenole sind sogenannte sekundäre Pflanzenstoffe, die vor allem für ihre antioxidative Wirkung bekannt sind. Doch was bedeutet das für den Körper?

Antioxidantien wirken im Körper als Radikalfänger. Von den „freien Radikalen“ hören wir in medizinischem Kontext immer wieder, denn sie sind entscheidender Bestandteil eines wissenschaftlichen Erklärungsansatzes für den Alterungsprozess von Organismen. (Harman, 1956, USA). Dieser Prozess wird als oxidativer Stress bezeichnet, der unter anderem durch eine ungesunde Lebensweise (Rauchen, Alkohol, zu wenig Schlaf, Luftverschmutzung, starke Sonneneinstrahlung usw.), aber auch durch Leistungssport ausgelöst werden kann. Auf irgendeine Weise kann folglich jeder von uns davon betroffen sein.

Oxidativer Stress beschleunigt Alterungsprozesse und gilt als Mitverursacher chronischer Entzündungen, die wiederum das Risiko verschiedenster Krebsarten erhöhen. Polyphenole können als Antioxidantien diese Kettenreaktion unterbrechen, was einen der Interessensschwerpunkte der Forschung an Curcumin erklärt.

Außerdem enthält Kurkuma ätherisches Öl (5 %), Eiweiße, Harze und Zuckerverbindungen.
Ein Phenol ist eine Verbindungen aus einem „aromatischen Ring“ und mindestens einer Hydroxygruppe (= Sauerstoff (O) + Wasserstoff (H)). Eine Verbindung mehrerer Phenole heißen schließlich Polyphenole (Poly – griechische Vorsilbe für „viele; mehrere“).

Die pharmakologischen Wirkungen von Kurkuma

Neben der TCM und der Ayurveda Medizin wird die Kurkumapflanze auch in unserer westlichen Phytotherapie verwendet. Doch damit aus einem potenziell vielversprechenden pflanzlichen Wirkstoff eine Arznei wird, muss er viele Stationen durchlaufen. Zwingend aufzuweisen hat er eine spezifische Wirkung, und wie wir schon wissen, ist Kurkuma mehr ein Multitalent. Was in dem Fall bedeutet, dass seine Moleküle eher unspezifisch und mit sehr vielen anderen Molekülen reagieren. Dies kann leicht zu falsch-positiven Ergebnissen führen.

Das zeigen auch die Forschungsergebnisse. Sie reichen von der Molekularbiologie (zelluläre Wirkungen) über Untersuchungen von pharmakologisch belastbaren zellulären Zielmolekülen (Targets) und Zelltests in vitro bis zu Lebendversuchen (in vivo) mit Tieren. Curcumin zeigt eine Vielzahl möglicher Wirkungen, was vielversprechend ist und große Hoffnung macht!

Für den entscheidenden letzten Schritt – die gesicherte, spezifische Wirkung am menschlichen Organismus – aber, haben ausschließlich am Menschen selber durchgeführte klinische Studien eine Aussagekraft. Erfolgversprechend sind viele von ihnen angegangen worden, jedoch haben sie bisher nur ein Hinweis gebendes Studiendesign vorzuweisen, weil entweder die Probandenzahl zu gering war oder andere Verfahrensvorgaben nicht erfüllt wurden. So bleibt Curcumin den Goldstandard der Wirksamkeitsevidenz, nämlich eine randomisierte, kontrollierte Studie, noch schuldig.

Kurkuma – welche Indikationen?

Im Focus der Studien standen die antiinflammatorischen (entzündungshemmenden), neuroprotektiven (Schutz vor dem neuronalen Zelltod an Nervenfasern und Nervenzellen), tumorprotektiven (Schutz vor Tumorentstehung- und Wachstum) sowie die DNA-schützenden Effekte von Curcumin.

Die Liste der gesundheitlichen Probleme, die positiv auf Curcuma-Extrakte ansprechen können, ist lang und erweiterbar.

• Arthrose
• Diabetes
• Verdauungsprobleme aller Art (Übelkeit, Völlegefühl, Blähungen, Schmerzen, Sodbrennen)
• Darmentzündungen
• Leberkrankheiten
• Dysfunktionen der Gallenblase
• Allergien
• Übergewicht und all seine Folgeerkrankungen
• Rheuma
• Herz-Kreislaufkrankheiten
• Bluthochdruck
• Atemwegserkrankungen
• neurologische Probleme
• Alzheimerkrankheit
• Krebs (besonders in Mund und Darm)

Sie reicht von Zivilisationskrankheiten über Demenz bis zum Krebs. Dieses Spektrum erklärt sich unter anderem daraus, dass viele dieser Erkrankungen mit akuten und chronischen Entzündungen einhergehen. Und genau hier liegt eine der wissenschaftlich erwiesenen Stärken des Wirkstoffs. Er kann in dieses Entzündungsgeschehen eingreifen. Das macht ihn so besonders.

Der asiatischen Küche gelingt der nahtlose Übergang zur Volksmedizin, denn sie schwört auf die verdauungsfördernde Wirkung der Kurkumapflanze. Die Forschung gibt ihr recht, nachweislich regt sie den Gallenfluss an und kann so die Verdauung fetthaltiger Speisen erleichtern.

Übrigens findet Ihr hier unser beliebtes Rezept für Goldene Milch

Welche gesicherten phytotherapeutischen Qualitäten liegen vor?

Die Aufgabe der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) ist der Schutz der Gesundheit von Mensch und Tier. Durch ihre Überwachung der Arzneimittel innerhalb der EU und des Europäischen Wirtschaftsraums trägt sie zu deren Qualitätssicherung bei. Doch was bedeutet „Qualität“ im Zusammenhang mit Medikamenten?

Qualität meint nicht, dass ein Medikament bei jedem Menschen in gleicher Art und Weise die Gesundheit wiederherstellt. Das ist aufgrund der zu differenzierenden Bedingungen, auf die es trifft, unmöglich. Vielmehr bedeutet es, dass eine zugelassene Arznei ihre therapeutische Wirksamkeit bewiesen hat, UND dass ihre Unbedenklichkeit überprüft worden ist. Qualität durch Zulassungsverfahren ist demgemäß Risikovorsorge. Der Arzneimittelsicherheit in Deutschland verpflichtet ist ebenfalls das Arzneimittelgesetz (AMG).

Kurkuma fällt nicht in den Zuständigkeitsbereich dieses Gesetzes, da es ist eine (Arznei)Pflanze ist. Diese gehören übrigens zu den Therapeutika mit der längsten Tradition in der Menschheitsgeschichte überhaupt! Curcuminhaltige Produkte können in zwei Kategorien eingeteilt werden: Lebensmittel oder Phytopharmaka (= pflanzliche Arzneimittel). Um eine gesicherte Bewertungsgrundlage für ebensolche Arzneidrogen zu schaffen, sammelt der zuständige Ausschuss der EMA seit 2004 Monografien dieser Pflanzen. Diese enthalten alle relevanten Informationen zu den wirksamkeitsbestimmenden Inhaltsstoffen, von den Anwendungsgebieten, Wechsel- und Nebenwirkungen bis hin zu Dosierungen und Darreichungsformen.

Sie werden von der 1989 gegründeten Dachorganisation nationaler wissenschaftlicher Fachgesellschaften für Phytotherapie (ESCOP) zusammengetragen und zeigen verbindlich auf, welche Kriterien für die Zulassung eines pflanzlichen Arzneimittels erfüllt sein müssen. Zwei grundsätzliche Kategorien sind für das Zulassungsverfahren relevant: Die eine ist der „well-established medicinal use“, die andere der „traditional use“. Das Herbal Medicinal Product Committee (HMPC) entscheidet auf europäischer Ebene über die Zuordnung.

Sie stützen sich in unterschiedlicher Gewichtung auf die aktuelle Datenlage, bibliografische Unterlagen oder die langjährige Anwendung. Es gilt die Annahme, dass bei einer überlieferten und in der Volksmedizin bewährten Anwendung von Kurkuma keine Gefährdung der Gesundheit vorliegt. Zur Umsetzung der Kriterien der Monografien (1) gehört immer auch die Einhaltung der maximal von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) und Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlenen Tagesdosis. Diese ist für Kurkuma-Dosen auf 2 mg Curcumin/kg Körpergewicht festgelegt. Eine maximale Dauer für die Anwendung wird nicht vorgegeben.

In den vorhandenen klinischen Studien wurden teilweise bedeutend höhere Tagesdosen von bis zu 8g Kurkumapulver verabreicht, was als Beleg für die grundsätzlich gute Verträglichkeit gewertet werden kann. Als Nebenwirkungen wurden bei empfindlichen Personen leichte Übelkeit und Durchfall beobachtet. Da die Datenlage nicht ausreichend ist, wird von einer Einnahme während der Schwangerschaft und Stillzeit abgeraten. Auch bei Gallensteinen sollte Kurkuma nur nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt angewendet werden, da es den Gallenfluss anregen und somit zu Komplikationen führen kann.

WICHTIG:
Die Anwendungsgebiete der traditionellen pflanzlichen Arzneimittel sind Befindlichkeitsstörungen. Hersteller müssen dies explizit auf den Packungen vermerken, sowie die Information, dass die Angaben ausschließlich auf Überlieferung und langjähriger Erfahrung beruhen. Für den Anwender ist es auch an Formulierungen wie „zur Kräftigung und Stärkung“, „zur Vorbeugung gegen“ oder ähnlichem zu erkennen.

Kurkuma – seine Bioverfügbarkeit

Kurkuma ist hydrophob (schlecht wasserlöslich) und wenig stabil. Das hat zur Folge, dass es im Verdauungstrakt schwer resorbiert, also vom Körper aufgenommen, und ins Blut gelangen kann. Darm und Leber scheiden einen großen Teil direkt wieder aus (First-Pass-Effekt). Seine natürliche Bioverfügbarkeit muss demnach als eingeschränkt bewertet werden. Um die Aufnahme zu verbessern, können Wirkstoffverstärker (Drug-Enhancer) hinzugefügt werden, welche die Verfügbarkeit an den Zielstrukturen erhöhen sollen.

Traditionell überliefert wird der Gelbwurzel schwarzer Pfeffer beigegeben. Pfefferextrakt mit dem darin enthaltenen Piperin kann laut Studien die Bioverfügbarkeit tatsächlich erhöhen. Allerdings ist dieser Effekt nicht besonders stark und nur kurzfristig. (2)

Viele Nahrungsergänzungsmittel enthalten daher größere Mengen Piperin (wie unser Bio Kurkuma mit Piperin). Der Nutzer sollte bei der Einnahme achtsam sein, denn hochdosiert kann es zu gastrointestinalen Nebenwirkungen und Wechselwirkungen mit verschiedenen Medikamentengruppen kommen. Weiterhin wird viel geforscht, um die wertvollen Inhaltsstoffe der Kurkumapflanze unbedenklich für den Menschen bereitstellen zu können. Einer dieser neuen Ansätze ist die Mizell Technologie. Mizellen sind Moleküle, die aus einer wasser- und einer fettlöslichen Schicht bestehen. Im Inneren der fettlöslichen Schicht kann die Bioverfügbarkeit von Curcumin deutlich verbessert werden. In einer weiteren klinischen Studie soll erwiesen sein, dass aus Mais gewonnene ringförmige Zuckermoleküle (Cyclodextrine), die das Curcumin umschließen, seine Aufnahmerate um das 40-fache erhöhen können.

Quellen

(1) https://www.ema.europa.eu/en/documents/herbal-monograph/final-european-union-herbal-monograph-curcuma-longa-l-rhizoma-revision-1_en.pdf
(2) https://www.thieme-connect.de/products/ejournals/abstract/10.1055/s-2006-957450 Shoba, G., Joy, D., Joseph, T., Majeed, M., Rajendran, R., & Srinivas, P. S. S. R. (1998). Influence of piperine on the pharmacokinetics of curcumin in animals and human volunteers. Planta Medica, 64(4), 353–356.
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/?term=kurkuma&ac=no
https://www.bvl.bund.de/SharedDocs/Downloads/01_Lebensmittel/expertenkommission/Stellungnahme_Curcumin.pdf?__blob=publicationFile&v=2
https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/nahrungsergaenzungsmittel/kurkuma-eine-pflanze-fuer-alle-faelle-13696
https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2008/daz-30-2008/phytopharmaka-in-europa
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/evidenz-oder-tradition/
https://www.ema.europa.eu/en/glossary/well-established-use#:~:text=When%20an%20active%20ingredient%20of,results%20from%20the%20scientific%20literature.

Heilpraktikerin, Pferdewirtschaftsmeisterin & AutorinUnsere Autorin ist zugelassene Heilpraktikerin mit Zusatzausbildungen in verschiedenen Körpertherapien und manueller Lymphdrainage. Sie ist außerdem ehemalige, erfolgreiche Dressurreiterin und ausgebildete Pferdewirtschaftsmeisterin, Reitlehrerin FN und Fachredakteurin Reitsport mit einem eigenen Online Magazin.
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